Lieber ein bisschen falsch als nie
Wenn ein Kind dich mit einem Blick, der sagt „Mache ich das richtig?“ anguckt, ist das deine Chance, den Unterschied zu machen. Die Antwort, die du gibst, prägt nicht nur diesen Moment, sondern vielleicht das gesamte Selbstbewusstsein des Kindes.
Das echte Leben ist nie perfekt. Stell dir eine Welt vor, in der jeder Versuch zu sprechen, zu schreiben oder zu gestalten perfekt wäre. Es wäre stinklangweilig! Menschen drücken sich auf so vielfältige Weise aus, und oft sind es die vermeintlichen „Fehler“, die etwas wirklich Einzigartiges und Wunderschönes schaffen.
Fehler sind keine Feinde
In unserer Leistungsgesellschaft scheint Perfektion oft das höchste Ziel zu sein. Doch was wäre, wenn wir Kindern zeigen, dass Fehler keine Feinde sind, sondern Freunde? Fehler sind das Fundament, auf dem Kreativität, Lernen und Mut gebaut werden.
Psychologin Carol Dweck nennt dies die Growth Mindset-Einstellung: Menschen, die Fehler als Teil des Wachstumsprozesses sehen, entwickeln sich kontinuierlich weiter. Kinder, die Angst vor Fehlern haben, neigen hingegen dazu, Herausforderungen zu meiden – aus Angst, nicht gut genug zu sein.
Ein Beispiel: Ein Kind, das beim Malen nicht „sauber innerhalb der Linien“ bleibt, wird vielleicht später ein Künstler, der Grenzen sprengt. Ein Kind, das beim Erlernen eines Instruments schiefe Töne spielt, könnte den Mut entwickeln, neue Melodien zu komponieren. Es geht nicht darum, perfekt zu sein – es geht darum, authentisch zu sein.
Mut zur Unvollkommenheit fördern
Wie können wir also Kinder ermutigen, Neues auszuprobieren und sich nicht von der Angst vor Fehlern lähmen zu lassen?
Vorleben, dass Fehler okay sind
Kinder beobachten uns genau. Wenn wir unsere eigenen Fehler offen ansprechen und mit Humor oder Gelassenheit darauf reagieren, senden wir die Botschaft, dass es in Ordnung ist, nicht alles richtig zu machen.
Beispiel: „Oh, ich habe mich verrechnet – wie lustig! Lass uns zusammen herausfinden, wo der Fehler liegt.“Den Fokus auf den Prozess legen
Lob sollte nicht nur das Ergebnis betreffen („Was für ein schönes Bild!“), sondern auch den Weg dorthin: „Ich finde es toll, wie du all diese Farben ausprobiert hast.“ Damit zeigen wir, dass die Anstrengung und Kreativität wichtiger sind als das Endergebnis.Humor nutzen
Fehler können lustig sein! Ein Kind, das beim Backen den Zucker vergisst, wird den Geschmack sicher nicht vergessen. Lachen wir darüber, lernen wir gleichzeitig, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen.Kreativität statt Perfektion feiern
Kinder brauchen Raum, um ihre eigenen Wege zu finden, selbst wenn diese ungewöhnlich oder „unordentlich“ erscheinen. Die Welt braucht keine perfekte Kopie – sie braucht originelle Persönlichkeiten, die sich ausdrücken können.
Was wir von der Realität lernen können
Walt Disney sagte einmal: „Fehler machen gehört zum Lernen. Du kannst keinen Regenbogen ohne ein bisschen Regen haben.“
Kinder, die lernen, dass Fehler nicht schlimm, sondern lehrreich sind, wachsen zu mutigen Erwachsenen heran. Sie haben die Stärke, Neues zu wagen, auch wenn der Ausgang unsicher ist.
Ein bisschen falsch machen – und trotzdem gewinnen
Vielleicht sollten wir also öfter sagen: „Probier es einfach!“ Auch wenn es vielleicht schiefgeht, auch wenn es „nur halb richtig“ ist. Es ist besser, etwas unvollkommen zu tun, als es nie zu versuchen. Der erste Schritt, wie wackelig er auch sein mag, ist immer besser als Stillstand.
Lass uns Kinder darin bestärken, zu experimentieren, zu scheitern, und trotzdem stolz zu sein. Denn in diesem Stolz liegt der wahre Mut, der uns als Gesellschaft weiterbringt.